So gehts ohne Stress
In einer Traumbucht vor Anker zu liegen ist die Krönung jedes Chartertörns – wäre da nicht die Sorge, ob der Anker auch wirklich hält… Wenn die Bucht gut gewählt, die Aufgabenverteilung klar und der Anker sicher in den Grund gefahren ist, können Skipper und Crew sich entspannen.
Sonnenbaden, lesen, kochen, während das Boot sanft um den Anker schwojt – schöner geht es kaum. Erste Voraussetzung für entspannte Stunden oder Tage am Anker ist die Wahl des richtigen Ankerplatzes. Er muss vor Wind und Wetter schützen und einen guten Ankergrund mit passender Wassertiefe haben. Welche Bucht für welche Wetter- und Windbedingung in Frage kommt, klärt ein Blick in einen aktuellen Revierführer. Auch eine Seekarten großen Maßstabs verrät Ihnen, bei welchen Windrichtungen die jeweilige Bucht Schutz bietet. Holen Sie vor der Entscheidung für eine Bucht einen aktuellen Wetterbericht ein: Soll der Wind drehen, oder kündigt sich beispielsweise eine Bora-Wetterlage an, die zu gefährlichen Fallböen führen kann?
Haben Sie sich für eine Ankerbucht entschieden, lesen Sie aus der Seekarte die Wassertiefe ab. Die passende Kettenlänge ermitteln Sie mit der folgenden Formel: Wassertiefe plus Abstand des Bugs zur Wasseroberfläche mal fünf. Bei einer Wassertiefe von 7 Metern kommen Sie so auf eine Kettenlänge von 40 Metern. Das erscheint auf den ersten Blick viel, doch vergessen Sie nicht, dass in erster Linie das Gewicht der Kette das Boot sicher auf seiner Position hält. Am besten besprechen Sie dann zunächst die Rollen für das Ankermanöver: Wer bedient die Anker-Fernbedienung, wer zählt die abgelaufenen Ketten-Meter, wer ist zur Not schnell unter Deck, um eine herausgesprungene Sicherung wieder einzuschalten? Dann drehen Sie eine Runde durch die Bucht und verschaffen sich einen Überblick über Untergrund, verschiedene Wassertiefen und mögliche Hindernisse wie Bojen oder Fischerfähnchen. Wenn bereits andere Yachten in der Bucht ankern, müssen Sie bei der Wahl Ihres Ankerplatzes auf ausreichend Platz zum Schwojen achten.
Jetzt beginnt das Ankermanöver:
Die Person am Bug legt sich die Fernbedienung bereit und löst eventuelle Bändsel, mit denen der Anker noch am Bug gesichert ist. Dann nähern Sie sich langsam der gewünschten Ankerposition. Dabei halten Sie den Bug direkt im Wind. Auf der Position angekommen, stoppen Sie das Boot. Die Person am Bug lässt nun per Fernbedienung den Anker fallen. Wenn der Anker den Boden erreicht hat, wird das Fieren der Ankerkette gestoppt. Der Rudergänger gibt nun leicht rückwärts, das Crewmitglied an der Ankerbedienung fiert gleichmäßig mit. Während das Boot langsam Fahrt zurück macht, zählt ein anderes Crewmitglied mit, wie viel Kette schon abgefiert wurde, und meldet dies in Fünferschritten nach hinten. Ist die gewünschte Länge der Kette erreicht, stoppt das Crewmitglied an der Ankerbedienung das Fieren. Der Rudergänger kuppelt aus, damit das Schiff mit der Restfahrt sanft in den Anker rucken kann. Wenn der Anker gefasst hat, pendelt sich der Bug des Schiffes langsam in Windrichtung ein. Nun kann der Rudergänger den Anker in den Grund fahren: Er gibt kurz und kräftig zurück, bis der Bug genau in Windrichtung zeigt. Das Crewmitglied auf dem Vorschiff prüft dabei durch „Handauflegen“ auf die Ankerkette, ob der Anker guten Halt hat: Vibriert die Kette, während das Schiff einruckt, hat der Anker nicht gefasst. Eine weitere Möglichkeit, den Halt des Ankers zu überprüfen, ist die Peilung eines Objektes an Land: Verändert sich dessen Position im Verhältnis zu einem Bezugspunkt auf dem Schiff, rutscht der Anker über den Grund und muss wieder aufgeholt werden.
App-Tipp: Hält der Anker? App „iDrifter“ Die App "iDrifter" überwacht kontinuierlich die Position des Ankerliegers, entweder auf dem Radar oder einer Karte. Dazu bestimmt die App einmal pro Sekunde die Position der Yacht im Vergleich zum Anker und stellt sie grafisch dar. Wird ein fest eingestellter Abstand überschritten, schlägt die App Alarm.